Photogrammetrie im Handwerk


Photogrammetrie dient der Erstellung präziser dreidimensionaler Modelle aus zweidimensionalen Fotografien oder Videos. Sie ermöglicht es, komplexe Objekte und Umgebungen kosteneffizient und mit hoher Genauigkeit digital zu erfassen. Diese Methode findet breite Anwendung in Bereichen wie Vermessung, Bauwesen und 3D-Druck, da sie eine schnelle und nicht-invasive Datenerfassung bietet.

1. Vorteile für Ihren Handwerksbetrieb

Die Photogrammmetrie – auch Bildmessung genannt – ist eine Methode, die aus (zweidimensionalen) Fotos oder Videos dreidimensionale Modelle zu erstellen.

Hierfür wird ein bestimmter Punkt im Raum von mindestens zwei Positionen fotografiert oder gefilmt. Aus diesen Aufnahmen können dann die dreidimensionalen Koordinaten dieses Punktes berechnet werden. Aus den flachen Bildern werden also Informationen über die Tiefe und räumliche Position des Punktes gewonnen. Mathematisch gelöst wird das Problem, indem eine räumliche Transformation zwischen dem Bildpunkt auf dem Kamerasensor und dem physischen Punkt aufgestellt wird.

Diese Technik wird beispielsweise genutzt, um Gebäude, Geländeformen oder auch kleinere und größere Objekte detailliert abzubilden und zu vermessen. Sie bietet sich daher für Handwerksunternehmen an, die präzise Messungen für ihre Projekte benötigen, ohne dabei invasive oder zeitintensive Messmethoden anwenden zu wollen.

Photogrammmetrie ist recht genau. Sie kann maximale Längenmessabweichungen von weniger als 0,03mm pro 1 m3 nach VDI 2634 (eine Richtlinienreihe des Vereins Deutscher Ingenieure) erreichen. Die Ergebnisse hängen vom Objekt, der Software und der Kamera ab. Für Video-Systeme mit zwei Kameras liegt die Genauigkeit bei ca. 0,1mm/m3.

2. Werkzeuge und Zubehör zur Umsetzung

  • Kamera: Eine Kamera ist essenziell, um hochqualitative Bilder aufzunehmen, die als Grundlage für die photogrammetrische Auswertung dienen. Hierbei ist nicht nur die Auflösung wichtig, sondern auch, dass scharfe, klare Bilder aufgenommen werden, die weiterverarbeitet werden können. Wenn Sie Photogrammmetrie-Systeme vergleichen, sollten Sie darauf achten, nach welcher Norm die Genauigkeit ermittelt wird.

  • Drohnen (optional): Für großflächige oder schwer zugängliche Objekte und Bereiche sind Drohnen besonders hilfreich. Sie ermöglichen es, Bilder aus verschiedenen Höhen und Winkeln zu erhalten.

  • Stative und Halterungen (optional): Um gute Aufnahmen zu gewährleisten, sind Stative oder spezielle Halterungen nützlich.

  • Software: Es gibt verschiedene Software-Lösungen zur Durchführung von photogrammetrischen Analysen. Diese reichen von einfacheren, benutzerfreundlichen Anwendungen bis hin zu professionellen Programmen, die eine detaillierte Analyse und Modellierung ermöglichen.

3. Anwendungsbeispiele

Die Nutzung von Photogrammmetrie im Handwerksbetrieb kann, wenn richtig eingesetzt, zu erheblichen Verbesserungen und Vereinfachungen in der Planung und Durchführung von Projekten führen und dabei helfen, Fehler und Nacharbeiten durch präzise Planungsgrundlagen zu minimieren.

Die Photogrammmetrie wird nicht nur in der Kartografie, Geologie und Topografie eingesetzt, sondern auch in der Gebäudevermessung, also zur Erfassung von Gebäudestrukturen für die Planung und für die Erstellung von 3D-Visualisierungen oder Modellen.

Sie kann der Bauinspektion zur Überwachung des Baufortschritts dienen, bei der Volumenermittlung zum Beispiel von Aushub oder Sandhaufen helfen oder die Qualitätskontrolle eines Fertigungsprozesses unterstützen.

Sie kann aber auch in der Orthopädie maßgefertigte und passgenaue Prothesen, Orthesen, Schuhe oder Hörgeräte ermöglichen. Darüber hinaus lassen sich Denkmäler dauerhaft festhalten und in virtuellen Umgebungen rekonstruieren oder die Daten können für eine Renovierung oder Renaturierung genutzt werden. Diese Daten können auch die Basis sein, um vorhandene Bauteile im 3D-Druck zu reproduzieren.

4. Strategie zur Umsetzung

Hier sind einige Schritte, die bei Nutzung von Photogrammetrie im Betrieb helfen können:

  • Bedarfsanalyse: Identifizieren Sie den Bedarf für Photogrammetrie in Ihrem Betrieb.
  • Technologie-Auswahl: Entscheiden Sie basierend auf Ihren spezifischen Anforderungen und dem Budget, welche Technologie und Software für Ihr Unternehmen am besten geeignet ist. Hierbei kann eine Beratung durch ExpertInnen oder eine Testphase mit verschiedenen Produkten hilfreich sein.

  • Pilotprojekt: Starten Sie mit einem Pilotprojekt, um die neuen Technologien und Methoden in einem realen Szenario zu testen, ohne dabei das gesamte Unternehmen zu beeinflussen. Nutzen Sie die Erkenntnisse aus diesem Projekt, um Prozesse zu optimieren und eventuell weitere Schulungsbedarfe zu identifizieren.

  • Qualifizierung: Zunächst ist es wichtig, dass sich die Mitarbeitenden, die mit der Photogrammmetrie arbeiten sollen, mit den Grundlagen der Technik und der Bedienung der entsprechenden Software vertraut machen. Hierzu können interne Schulungen oder externe Kurse genutzt werden.

  • Integration: Nach erfolgreicher Durchführung des Pilotprojekts und eventuellen Anpassungen, integrieren Sie die Photogrammmetrie fest in Ihre Arbeitsprozesse. Hierbei ist es wichtig, dass auch die Dokumentation und möglicherweise die Angebotserstellung oder die Kommunikation mit Kundinnen und Kunden angepasst werden.

  • Kontinuierliche Überprüfung und Anpassung: Technologien und Anforderungen ändern sich. Daher ist es wichtig, die eingesetzten Methoden und Werkzeuge regelmäßig zu überprüfen und bei Bedarf anzupassen, um stets effizient und wettbewerbsfähig zu bleiben.

101058
×